Angeregt
durch seine Sekretärin schrieb Chesterton dieses Werk in seinem
Todesjahr 1936, als er schon schwer erkrankt war. 1952 erschien es
erst- und letztmals in deutscher Übertragung bei Herder unter dem Titel
Der Mann mit dem goldenen Schlüssel. Selbst antiquarisch war das Werk
daher seit Jahren praktisch nicht mehr erhältlich.
Die Autobiographie enthält einige der schönsten Passagen seines Schaffens. Prof. Elmar Schenkel im Vorwort
Zum Inhalt: Er selbst nennt sie eine Detektivgeschichte. Mit Daten geht
er großzügig um, manches läßt er weg. Dennoch lernen wir viel über ihn,
seine Zeit und die Menschen, denen er begegnete. Wenn sich dann am Ende
der Bogen vom dem Mann mit dem goldenen Schlüssel seiner Kindheit
schließt zu dem Mann mit dem goldenen Schlüssel, dem auf Erden alle
Gewalt gegeben ist, dann wird deutlich, daß dieses Genie (J.B.
Shaw)
seinen Weg - im doppelten Wortsinn - gefunden hat.
Heute wie zu seinen Lebzeiten ist es ein Skandal, wenn sich ein
Intellektueller zum romtreuen Katholizismus bekennt. Um so
bemerkenswerter ist es, daß er selbst seine Gegner stets mit den Waffen
der Vernunft besiegte und ihn in der Diskussion niemand wiederlegen
konnte. Kenner und Liebhaber wissen es natürlich: Wer einmal etwas von
Chesterton in Händen hielt, verlangt nach mehr! Daher ist diese Lektüre
für seine Verehrer ein Muß und für alle anderen ein Gewinn.
Kurt Flasch, Rezension in Die Süddeutsche vom 24. Dezember 2003:...
Chesterton ist 1936 gestorben, aber nicht, ohne vorher noch rasch die
Gelegenheit zu nehmen, seine Autobiographie zu schreiben; sie ist im
Todesjahr erschienen und bietet einen Schlüssel zum Gesamtwerk und
seinem polititsch-philosophischen Hintergrund. Sie enthält zu viele
Namen der politischen und literarischen Szenerie Englands von 1900 bis
1930, um heute noch leicht lesbar zu sein, aber sie zeigt den
gedanklichen Impuls des späten Glaubensstreiters, der von sich sagte,
er sei besonders stolz auf jene Bestandteile des christlichen Glaubens,
die als Aberglauben gelten. "Ich bin sehr stolz darauf, hinsichtlich
der Geheimnisse der Dreifaltigkeit und der Messe orthodox zu sein. Ich
bin stolz an die Beichte zu glauben. Ich bin stolz an das Papsttum zu
glauben."
Sein Glaube war ein Anti-Glaube,
und, wie er mehr andeutet als ausführt, eine Remedur gegen die
intensive Erfahrung der Sünde. Heiter zu bleiben, den Pessimismus zu
hassen – und doch illusionslos vertraut sein mit der Sünde – das ist
das Geheimnis des Pater Brown. Es ist das Geheimnis Chestertons,
verbunden mit einem realistisch-witzigen Anti-Liberalismus, der ihn
stundenweise hinderte, autoritäre Regime wie den italienischen
Faschismus zu kritisieren. Ich sage: stundenweise, denn Chesterton war
zu gescheit, um in politischen Fragen Dogmatiker zu sein; man tut ihm unrecht, wenn man ihn auf eine Position festnagelt.
Der neue, markant katholische Verlag nova & vetera gibt
Gelegenheit, die intellektuelle Welt des späten Chesterton
kennenzulernen; die Autobiographie brachte der im Dezember 2002, der
Band mit den beiden Schriften über Thomas von Aquin und Franz von
Assisi ist im Herbst 2003 erschienen. ...